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Aktuelle Nachrichten | Ries, Sylvia | 21.06.2018 – 29.06.2018

Gemeinderat auf Infotour in der Baiershälde

Der Stromberg ist das zweitgrößte Fauna-Flora-Habitatgebiet (FFH) in Baden-Württemberg, oder wie das Schutzgebietsnetz der Europäischen Union (EU) jetzt heißt: Natura 2000. Ein Teil davon ist der rund 260 Hektar große Pfaffenhofener Gemeindewald, erläuterte Martin Rüter dem Gemeinderat. Zusammen mit dem fürs Zabergäu zuständigen Revierförster Stefan Krautzberger führte der Leiter der Forstamtsaußenstelle Eppingen die Ratsrunde zwei Stunden lang durch ein Stück des Pfaffenhofener Forstes.

Durch hüfthohes Gras und Brennnesseln gings, auf einem teilweise matschigen Erdweg: Das Ganze kam Stellenweise dem Begriff Urwald schon sehr nah. Denn ausgesucht haben sich die beiden Förster nicht die Distrikte im Stromberg mit schönen Wanderwegen, sondern die etwa 35 Hektar große und steile „Baiershälde“ oberhalb des Michelbachsees.

 

 

Auf dem Streifzug durchs Gelände erläuterten sie ihre Ideen und Konzepte der künftigen Waldbewirtschaftung, nicht nur in der Baiershälde, die ja teilweise zum streng geschützten Naturschutzgebiet Spitzenberg gehört. Dazu zählen im Natura-2000-Gebiet unter anderem der Erhalt und die Förderung seltener Baumarten wie Elsbeere, Speierling und Feldahorn. Auch eine Erhöhung des Laubholzanteils, insbesondere der Eiche, wird gefordert, ohne allerdings den Nadelholzanteil ganz aussterben zu lassen.

Wichtig ist der Erhalt von sogenannten Habitatbäumen. Das sind Bäume mit Bruthöhlen für Vögel und Insekten, Bäume mit Moosbesatz oder mit Stammfäule. Auch „Eichen-Methusalems“ und Horstbäume für Greifvögel gehören dazu. Ebenso die Ausweisung von sogenannten Waldrefugien mit stehendem und liegendem Totholz. Damit könne die Kommune dann ihr Ökopunktekonto erhöhen, betonte Martin Rüter.

„Es wird in der demnächst zu erwartenden Rechtsverordnung über die Natura-2000-Gebiete nichts stehen, was uns in der Pflege und Bewirtschaftung der öffentlichen Staats- und Gemeindewälder Probleme bereiten wird“, versicherte er den Gemeindevertretern.

 

 

Nicht ohne Stolz präsentierte Stefan Krautzberger dem Gemeinderat drei seiner ersten Aufforstungsflächen, die er nach 2005 anlegen ließ, als er Revierförster im oberen Zabergäu wurde: acht bis zwölf Jahre alte Bestände mit kerzengerade stehenden, bis zu zehn Meter hohen Bergahornbäumen. „Die Flächen damals waren wilde Brombeerhecken die jegliche Naturverjüngung unterdrückten“, schilderte Krautzberger.

Sowohl er als auch der Gemeinderat sind zufrieden, wie die knapp 3,5 Hektar großen Flächen jetzt aussehen - selbst wenn sie jetzt noch kein Geld einbringen. Ein paar Jahre noch, dann werden die Zukunftsbäume freigestellt, so der Förster. Das allerdings wird sein Nachfolger machen müssen, denn er geht wohl Ende Oktober in den Ruhestand. wst