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Amtlich Pfaffenhofen

Amtlich Pfaffenhofen | 28.05.2025

Sachstand zur Brackenheimer Notfallpraxis

Auf Einladung des Landtagsabgeordneten Erwin Köhler war in der vergangenen Woche Dr. Doris Reinhardt, stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung BW, im Brackenheimer Rathaus zu Gast. Am gemeinsamen Austausch nahmen neben Bürgermeister Thomas Csaszar auch die Bürgermeisterinnen Sarina Pfründer (Lauffen) und Carmen Kieninger (Pfaffenhofen) sowie die GRÜNEN-Landtagsabgeordnete Kyra Lenouidas teil.

Im Rahmen des anschließenden Pressegesprächs brachte Dr. Doris Reinhardt zum Ausdruck, nach wie vor an den bestehenden Vorgaben zur schrittweisen Schließung von landesweit 18 ärztlichen Bereitschaftsdienstpraxen festzuhalten. Die ersten Schließungen wurden bereits zum 1. April 2025 vorgenommen. Auch die Einrichtung in Brackenheim, die bisher jährlich rund 6.000 Patienten aus der Region versorgt, soll zum 30. November 2025 geschlossen werden.

Übrig bleiben im Land 57 allgemeine und 32 fachärztliche Bereitschaftspraxen, die künftig die flächendeckende Versorgung der Patientinnen und Patienten übernehmen sollen. Viele Menschen aus den betroffenen Regionen, darunter auch die Vertreter der Kommunen des Zabergäus und Leintals, blicken mit Sorge auf diese Entwicklung und haben sich bereits in mehreren Schreiben an die KV BW und an Gesundheitsminister Manfred Lucha gewandt. Gleichfalls läuft derzeit noch eine Klage der betroffenen Kommunen, die sich gegen die Schließung der Einrichtungen richtet. Neben längeren Fahr- und Wartezeiten für die Menschen stehen auch Bedenken im Raum, ob künftig eine angemessene Versorgung des Ländlichen Raums tatsächlich gewährleistet ist.

„Wir werden die verbleibenden Standorte umfangreich ertüchtigen und aufwerten“, betonte Dr. Doris Reinhardt. So hätten alle Notfallpraxen künftig eine direkte Anbindung an ein Krankenhaus und damit an eine Notaufnahme. Anlaufstellen für Patienten aus der Region seien somit die Praxen in den Krankenhäusern Heilbronn, Bietigheim, Mühlacker und Bretten. Zudem wird die Kapazität zum Beispiel durch eine Ausweitung der Arztstunden an diesen Standorten wesentlich erhöht. Daneben plant die KV, die Telemedizin, also Online-Sprechstunden mit Ärzten weiter auszubauen. „Patienten, die aus gesundheitlichen Gründen keine Bereitschaftspraxis aufsuchen können, werden weiterhin durch den ärztlichen Fahrdienst im Wege eines Hausbesuchs versorgt, auch hier in der Region“, unterstreicht sie. Dr. Reinhardt verweist auf den zunehmenden Ärztemangel im Land und das Urteil des Bundessozialgerichts vom Oktober 2023. Seitdem sind Ärzte, die nicht oder nicht mehr in einer Niederlassung tätig sind, sozialversicherungspflichtig. Diese Entwicklungen haben eine Reform der Notfallpraxen unumgänglich gemacht.

Es seien im Vorfeld der Umsetzung mit allen betroffenen Standorten Gespräche geführt worden, unterstrich Dr. Doris Reinhardt. Für eine umfassende Kommunikation mit der Öffentlichkeit habe jedoch die Zeit gefehlt. Die Kritik in diesem Punkt und die Sorgen vieler Bürgerinnen und Bürger könne sie daher nachvollziehen. Daher plane die KV nun auch im November eine Informationsveranstaltung in Brackenheim, bei der die Öffentlichkeit über die künftigen Strukturen, Anlaufstellen und Planungen umfassend informiert werden soll.

Bürgermeister Csaszar brachte nachdrücklich zum Ausdruck, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger durch die Entscheidungen übergangen fühlten, zudem seien nach wie vor einige Fragen im Hinblick auf die künftige Versorgung offen. Trotz der Ankündigungen der KV bestünde die Hoffnung, dass eine Schließung der Brackenheimer Einrichtung noch abgewendet werden kann, nicht zuletzt die offenstehende Gerichtsentscheidung. Der nun stattgefundene gemeinsame Austausch und die geplante Bürgerinformationsveranstaltung seien jedoch wichtige Schritte, um über die Reform zu informieren, Fragen zu beantworten und die Sorgen der Bevölkerung ernst zu nehmen.